Duft-Expertise aus Solingen - Parfum ist ein Kulturgut

Die Welt des Parfums ist so abwechslungsreich wie ein Menschenleben, weiß Philipp Flohr, der die Parfümerie Flohr in Solingen in dritter Generation führt. An der Schwelle zum 75. Firmenjubiläum wappnet sich das Traditionshaus mit neuen Konzepten, Trends und unschlagbarer Kundentreue.

Als regional etablierte Wohlfühloase für Duftliebhaber steht die Parfümerie Flohr mit ihren sieben Filialen im Bergischen Städtedreieck und in Essen für ein umfangreiches Sortiment aus Düften, Pflegeprodukten und Make-up. „Manche Kunden kommen aus dem Urlaub direkt zu uns in die Filiale“, berichtet Philipp Flohr von Kundenbindung und individuellem Service, den er und sein Team zu ihrem Markenzeichen gemacht haben.

„Das war im Prinzip ein Unverpacktladen“, erzählt der Geschäftsführer von den Anfängen seiner Großeltern kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. „Da haben sie unter widrigsten Umständen angefangen.“ Die Familie hatte ihr erstes Geschäft im Umkreis von Stettin, heute polnisches Staatsgebiet, verloren und floh zunächst nach Norddeutschland. Auf Anraten des Bruders entschied sich der gelernte Drogist Herbert Flohr in 1950 zu einem Neuanfang im Bergischen, als sich in Solingen sowohl eine Drogerie zur Übernahme als auch die notwendige finanzielle Unterstützung fanden. Sein Enkelsohn verwahrt bis heute die Waage und die Behältnisse für Arzneimittel, mit denen der Firmengründer sein erstes Tagesgeschäft bestritt. Schon damals fanden sich neben Seife, Waschpulver und einem Fotolabor die ersten Parfums und Pflegeprodukte von der amerikanischen Pionierin der Kosmetikentwicklung Elizabeth Arden – damals ein Novum, das sich für die Firmengeschichte als schicksalhaft erweisen sollte.

Unter Flohr „Junior“ (heute 89) erlebte das Geschäft einen grundlegenden Wandel. „Der Wunsch nach hochwertigen Düften, Pflegeprodukten und Make-up wurde immer größer und darauf haben wir uns eingelassen“, erinnert sich Philipp Flohr, der damals erst zwölf Jahre alt war. Drogeriewaren wichen Kosmetikbedarf und Modeartikeln. Zeitgleich mit der neuen Ausrichtung fand Eberhard Flohr auch eine passende Räumlichkeit an der Forststraße, in die die Parfümerie 1985 einzog.

Philipp Flohr wuchs nach seiner Ausbildung als Speditionskaufmann nach und nach in den Familienbetrieb hinein. „Mein Vater hat mir freie Hand gelassen, Veränderungen durchzuführen, wofür ich ihm sehr dankbar bin“, sagt er. Heute hat er als Chef seinen Schreibtisch zwar am selben Platz wie einst sein Vater, ist aber am liebsten unterwegs und macht die eine oder andere zukünftige Filiale mit dem Motorrad ausfindig. Die Parfümerie, die in den letzten Jahren kontinuierlich neue Filialen eröffnete oder bestehende übernahm, verzichtet dabei bewusst auf eine für Ketten typische Vereinheitlichung. Stattdessen setzt sie auf örtliche Begebenheiten – und vor allem auf das Personal, zu dem die Kunden über Jahre ein starkes Vertrauen aufgebaut haben.

Und dann wäre da noch die Nische, das Wort in aller Munde in der schnelllebigen Welt der Parfum-Neuheiten: „Da gibt es ganz tolle Marken, ganz andere Konzepte und andere Gerüche, das macht richtig Spaß.“ Nischendüfte reißen alle mit, „die Mitarbeiter sind Feuer und Flamme und das verkauft sich richtig gut“, so Flohr. Die Marken Simone Andreoli, Birkholz aus Berlin und Tom Ford, auf die er sich festgelegt hat, bieten saisonale Hits für Damen und Herren.

„Das Schönste ist, wenn der Kunde glücklich ist, und man ihm weitergeholfen hat”, beschreibt der Geschäftsführer das zentrale Erfolgskriterium für seine Arbeit. Was ein gutes Parfum ausmacht? Laut Flohr gar nicht so leicht zu beantworten, denn während sich Männer in der Regel mit nur einem Parfum begnügen könnten, würden Frauen im Schnitt acht oder neun unterschiedliche Düfte besitzen, um sie anlassgerecht zu tragen. Hauptsache, man habe wenigstens ein Parfum im Haus: „Das ist doch ein Kulturgut“, lacht er.

Text: Evgenia Gavrilova

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