Wieder in Betrieb - Zurück auf der Schiene
1992 erteilte der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau die Freigabe für die erste Fahrt mit der Bergischen Museumsbahn. Von 2021 bis 2025 mussten die Bahnen pausieren. Jetzt fahren die historischen Straßenbahnen wieder.
„Deutschlands kleinster Straßenbahnbetrieb freut sich auf Ihren Besuch“, das steht auf den Flugblättern der Bergischen Museumsbahnen, die seit dem 13. April wieder zwischen der Kohlfurth und Cronenberg fahren. Das Flackern der alten Glühbirnen, die historischen Wagen, der Schaffner in traditioneller Dienstuniform, der die Fahrkarten noch selbst locht – all das gibt einem das Gefühl, in eine andere Zeitepoche eingeladen worden zu sein. Die historischen Straßenbahnen fahren zwischen der Kohlfurther Brücke und der Haltestelle Greuel in Wuppertal. Bis zum Mai 1969 wurden dort die Fahrgäste mit der Straßenbahnlinie 5 befördert. Für den Schatzmeister der Bergischen Museumsbahnen, Guido Korff, ist die heutige Teilstrecke eine der schönsten Strecken in ganz Deutschland.
Der Betriebshof an der Kohlfurther Brücke wird laut dem Schatzmeister seit dem erneuten Betrieb der Bahnen gut besucht. Die Straßenbahnen fahren alle zwei Wochen am Sonntag – rund 1.500 Besucherinnen und Besucher wurden an den ersten drei Sonntagen gezählt. „Insgesamt können wir an einem Tag etwa 600 Personen befördern“, beschreibt Guido Korff. Der 67 Jahre alte Straßenbahnexperte ist in Schwelm geboren. Schon in der Schulzeit fuhr er zur Kohlfurter Brücke, um bei den Bergische Museumsbahnen auszuhelfen. 1973 schloss der Verein einen Pachtvertrag für die heutige Strecke ab und kaufte ausgemusterte Bahnen. In diesem Jahr trat Guido Korff dem Verein bei.
Viereinhalb Jahre musste der Fahrbetrieb wegen der Corona-Pandemie und der Folgen des Hochwassers eingestellt werden. Das Betriebsgelände stand einen halben Meter unter Wasser – dabei seien über 300.000 Euro Gesamtschaden entstanden, erläutert Guido Korff.
In der Wagenhalle der Bergischen Museumsbahn stehen diverse historische Fahrzeuge, die teilweise fast 100 Jahre alt sind, wie der Triebwagen 94 aus dem Jahr 1928. Beim Hochwasser stand das Wasser in der Wagenhalle nicht ganz so hoch wie draußen. „Das war gutes Glück. Wenn es höher gewesen wäre, hätten wir einen Millionenschaden gehabt. Weil die Elektrik und die Motoren vor Spritzwasser, aber nicht vor Dauerwasser geschützt sind“, so Guido Korff.
Die schlimmsten Schäden sind laut dem kleinsten Straßenbahnbetrieb in Deutschland zwar repariert, doch es gibt für den Verein noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Der Verein ist auf Spenden angewiesen und alle Mitarbeitenden arbeiten ehrenamtlich. Durch die lange Betriebspause arbeiten aktuell jedoch nur noch knapp 20 Ehrenamtliche für den Verein. Sie sind Fahrer und Zugbegleiter, kümmern sich um die Pflege der Fahrzeuge und den Betriebshof, um Restaurierungsarbeiten und um den Grünschnitt auf den Fahrstrecken. „Es ist ein riesiger Aufgabenbereich“, fasst der Schatzmeister die Arbeit der freiwilligen Helfer zusammen. Hinzu kommt, dass das Fahrpersonal der historischen Straßenbahn auch eine passende Ausbildung haben muss, um fahren zu können. Die Bergische Museumsbahnen konnten zuletzt drei neue Fahrer für sich gewinnen.
Auf dem Betriebsgelände der Bergischen Museumsbahnen sind viele alte Schätzchen zu entdecken, die noch hergerichtet werden sollen. Dieses ist auch samstags zugänglich. Mit der traditionellen Straßenbahn sind das Naturfreundehaus und das Technikmuseum Manuelskotten erreichbar. Beide sind ein Anziehungspunkt für Besucherinnen und Besucher. Guido Korff würde sich wünschen, dass der Standort in Zukunft noch mehr Möglichkeiten für die Touristen bietet. So würden zum Beispiel seit dem Hochwasser vor Ort gastronomische Angebote fehlen.
Und der Verein hat auch noch mehr Ideen, wie der Standort attraktiver gemacht werden könnte: Neben den ohnehin notwendigen Restaurierungsarbeiten an den historischen Fahrzeugen plant der Straßenbahnbetrieb noch eine neue Ausstellungshalle für die Bahnen zu bauen. Die aktuelle Wagenhalle sei nie als Museum gedacht gewesen und die Sicht auf die Fahrzeuge deshalb auch eingeschränkter. In einer richtigen Ausstellungshalle könnten die verschiedenen Fahrzeuge dann viel besser betrachtet werden.
Bis Ende Oktober fährt die Museumsbahn weiterhin alle zwei Wochen sonntags. Spezielle Fahrten sind mit den Straßenbahnen auch danach noch möglich. Am 6. und 7. Dezember fährt zum Beispiel neben den Schaffnern auch der Nikolaus in dem historischen Triebwagen mit. Bei einer „Fahrt ins Glück“ können sich Paare im Zug auch trauen lassen – das ist dann auch gleichzeitig ein sehr großer Liebesbeweis für die historischen Bahnen.
Text: Justin Ullrich