Neue Bundesbahndirektion - 5.000 Bürger pro Tag
In der ehemaligen Bundesbahndirektion am Döppersberg residieren ab Herbst Einwohnermeldeamt, Straßenverkehrsbehörde und Jugend- und Sozialamt sowie Teile der Bergischen Universität und des Jobcenters.
Für Dr. Sandra Zeh, Beigeordnete der Stadt Wuppertal für Personal, Digitalisierung und Wirtschaft, und Svenja Löhr, städtische Projektleiterin für die Bundesbahndirektion, ist der Umzug nicht nur eine Bündelung von wichtigen Anlaufstellen. Sie versprechen auch neue Wege in puncto Bürgerservice. „Mit dem Umzug in die Bundesbahndirektion werden wir mehr als 10.000 Fallakten digitalisieren. Es müssen keine Papierakten mehr verschickt und Archive gebildet werden. Das vereinfacht Prozesse sowohl für unsere Beschäftigten als auch für die Bürger. Damit schaffen wir ein neues zentrales Gebäude, in dem viele unterschiedliche Anliegen der Bürgerinnen und Bürger schnell, mit hoher Beratungsqualität und zuverlässig erledigt werden können, ohne dass dafür eine Fahrt zu einem weiteren Standort erforderlich wird. Es ist unser Dienstleistungszentrum für bestmöglichen Bürgerservice“, erklärt Sandra Zeh.
In einer großen Schalterhalle können Bürger ab Herbst an über 50 Anlaufstellen ihre Termingeschäfte erledigen. Bezahlvorgänge sollen im Regelfall bargeldlos erfolgen, ein Automat wird auch Barzahlungen ermöglichen. Passbilder können direkt vor Ort in entsprechenden Automaten aufgenommen und digital an die zuständige Stelle weitergeleitet werden. Über einen per Seiteneingang zwischen 6 und 22 Uhr erreichbare Packstation für Gewerbekunden des Straßenverkehrsamtes können Unterlagen für Um-, An- oder Abmeldungen eingereicht werden.
In der westlichen Halle des Gebäudes werden Sozialamt und Jugendamt erreichbar sein – mit einer vorgeschalteten Informationstheke und Räumen, die eine Beratung zu sensiblen Themen ermöglichen. „Das gesamte Gebäude wird barrierefrei gestaltet, was sich nicht nur auf direkte Barrierefreiheit, etwa durch Aufzüge, beschränkt, sondern auch eine kontrastreiche und taktile Gestaltung berücksichtigt. Außerdem wird es ein elektronisches Wegeleitsystem geben“, führt Svenja Löhr aus.
Modernisiert wird auch das Arbeitsumfeld der städtischen Mitarbeiter, wie Zeh erläutert: „Mit Desksharing und multifunktionalen Büroflächen sorgen wir für eine ressourcenschonende und wirtschaftliche Nutzung von Büroflächen. Den 600 städtischen Beschäftigten werden darüber hinaus Fokusräume als Rückzugsort für konzentriertes Arbeiten zur Verfügung stehen.“ In zahlreichen Teeküchen können Mitarbeiter Heißgetränke oder Speisen vorbereiten. „Mit unserer großen Begegnungsküche möchten wir unsere Beschäftigten dazu einladen, nach Feierabend miteinander Zeit zu verbringen und etwa gemeinsam zu kochen“, ergänzt Löhr.
Bei der Sanierung der 1875 errichteten Bundesbahndirektion setzt die von der Stadt beauftragte Clees-Gruppe auch auf Nachhaltigkeit – etwa mit Holz aus nachhaltigem Anbau, wiederverwertetem Stahl und emissionsarmen Lacken. Aus Holzresten gepresste Holzwolleplatten, die an die Decke gehängt werden, dienen nicht nur der Wärmedämmung, sondern auch der Akustikverbesserung.
Mit Maßnahmen wie einer intelligenten Lichtsteuerung, der flächendeckenden Nutzung von LED-Technologie und viel Tageslichteinfall wird der Energiebedarf gesenkt. Darüber hinaus stattet die Firma Clees als Eigentümerin und Vermieterin der Immobilie das Dach mit einer Photovoltaikanlage aus. Zudem werden weitere Teile des Dachs und der Zwischenebenen begrünt.
Zugleich werden viele historische Elemente erhalten. So wurden die Sgraffitos im Eingang Ost, die Eisenbahnmotive aus der Geschichte des Gebäudes zeigen, umfassend aufgearbeitet. Doch nicht alles lässt sich in den Urzustand zurückführen, wie Sandra Zeh ausführt: „Die historische Decke am Eingang Ost war nicht mehr rettbar, wird jedoch auf Basis eines 3D-Laserscans originalgetreu rekonstruiert.“
Zeh und Löhr betonen, dass die Bundesbahndirektion ein enormer Frequenztreiber für die Elberfelder Innenstadt wird: „Wir rechnen mit einem Besucheraufkommen von über 5.000 Bürgern pro Tag. Damit ist dieser Standort ein starkes und wichtiges Signal für die Stadt Wuppertal und wird zu einer Attraktivitätssteigerung der Elberfelder Innenstadt beitragen.“
Text: Martin Wosnitza