Gastronomie statt Wissenschaft - Philippinische Küche
In die Wuppertaler Restaurantlandschaft ist mit „Kabayan – Filipino Cuisine“ ein Stück Philippinen eingezogen. Seit Juli 2024 betreiben Joseph Montalbo und seine Familie das Restaurant, in dem authentische Gerichte aus Südostasien zubereitet werden.
Joseph Montalbo wohnt nebenan – ein willkommener Umstand für den frischgebackenen Vater (36). Daher war es für ihn von Beginn an keine Option, den gastronomischen Cluster in Düsseldorf aufzumischen. Jeden Morgen dreht er seine Runde. Einige Zutaten müssen bestellt werden, aber die meisten gibt es direkt vor Ort. Dann geht es in die kleine Küche, die der Lokalbesitzer zurzeit im Alleingang bespielt – die Bedienung übernimmt sein Vater. Das Menü ist bewusst übersichtlich gehalten, damit das kleine Team hinterherkommt. Der Renner ist Chicken Adobo – geschmorte Hähnchenunterkeulen in einer Marinade aus Sojasauce, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen. Am Dienstag, Donnerstag und Samstag bietet das Restaurant Spezialessen an – zum Beispiel knusprig frittierten Schweinebauch Lechon Kawali oder frittiertes scharfes Hähnchenfleisch Chicken Sisig, wahlweise auch mit Tofu.
Die Gäste bringen sowohl sprachliche Vielfalt als auch unterschiedliche Präferenzen mit. Familien mit Kindern kommen durch die günstigen Preise und großzügigen Portionen auf ihre Kosten; große Runden finden Gefallen an den fotogenen Snackplatten, die originalgetreu auf Bananenblättern serviert werden, und dem kräftigen philippinischen Bier. Bar und Wände zieren Bambusstäbe und Sisal; geflochtene Lampenschirme werfen gepunktete Schattenmuster im gedimmten Licht.
Die Gerichte könne jeder Filipino nachkochen, so Montalbo. Wenn es ein Wort gibt, mit dem man ihn beschreiben könnte, dann wäre das „bescheiden“. „Ich habe keine besonderen Fähigkeiten und war schon immer Allrounder”, sagt der junge Mann, nachdem er sein erstes Lokal konzipiert, eingerichtet, effizient vermarktet hat und plangemäß weiterentwickelt. Seine Eltern, die ihn im Alter von drei Jahren von den Philippinen nach Deutschland holten, verbrachten ihr berufliches Leben in der Pflege. Aufgewachsen in Wuppertal, arbeitete auch er zunächst als Pfleger, studierte dann an der Bergischen Universität Gesundheitsökonomie und -management, machte einen Master an der Universität Duisburg-Essen und fand Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Diabetes-Zentrum.
Doch die vielen Deadlines machten ihn nicht glücklich: Der Körper gab mit immer stärkeren Kopfschmerzen Warnsignale, so Montalbo. Er wagte die Kündigung und meldete sich arbeitslos. Die Idee eines eigenen Lokals musste erst heranreifen: Er hatte früher beobachtet, wie gut philippinisches Essen bei Veranstaltungen des Deutsch-Philippinischen Vereins ankam, für den sich seine Eltern engagierten. Im Rahmen eines Coaching-Programms der Bundesagentur für Arbeit verfasste er einen Businessplan, bekam anschließend den Gründerzuschuss und fand die passenden Räumlichkeiten. Nach einem Jahr Vorbereitung inklusive eines dreimonatigen Arbeitseinsatzes bei Ramen Ippin in Elberfeld eröffnete Kabayan seine Türen.
Montalbo erinnert sich, dass er als Angestellter noch nie so für seine Interessen einstehen musste wie jetzt. Seitdem ihm ein fehlender Teil der Küchenausstattung nicht nachgeliefert wurde, dokumentiert der Unternehmer alles auf Video: „Man muss hartnäckig bleiben, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt.“ Ob die Entscheidung, die akademische Karriere an den Nagel zu hängen, trotzdem richtig war? Von ihm ein klares Ja. Das Projekt Kabayan – Filipino Cuisine ist aufgegangen.
Text: Evgenia Gavrilova