Neu-Entwicklungen - Treibstoff unseres Wohlstands
Laut Prof. Tobias Langner von der Schumpeter School of Business and Economics braucht ein innovationsfreundliches Klima unter anderem eine größere regulatorische Offenheit.
Herr Prof. Langner, wie wichtig sind Innovationen für eine Region wie unsere?
Innovationen sind der Treibstoff unseres Wohlstands. Und das nicht nur für unsere Region, sondern für das gesamte Land. In einer globalisierten Wirtschaft mit ihrem intensiven Wettbewerb sind Innovationen essenziell, um langfristig bestehen zu können. Gerade in einem Hochsteuer- und Hochlohnland ist es von zentraler Bedeutung, dass wir im Wettbewerb immer wieder die besten Produkte und Dienstleistungen hervorbringen, um die Preise zu realisieren, die wir zur Kostendeckung benötigen.
Welche externen Faktoren braucht es, um gute Ideen zu fördern?
Innovationen fallen nicht vom Himmel. Sie sind das Ergebnis harter Arbeit, kluger Köpfe und effizienter Prozesse. In vielen chinesischen Automobilunternehmen ist es beispielsweise längst üblich, dass Entwicklerteams im Schichtbetrieb arbeiten. Wenn wir darauf verzichten, müssen wir umso mehr darauf achten, unsere vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen. Das bedeutet: ein effizient organisierter, innovationsfreundlicher Staat, beste Ausbildung auf allen Ebenen, und eine Gesellschaft, die offen für Fortschritt ist.
Was ist von staatlicher Seite nötig, um Innovationen zu ermöglichen?
Eine größere regulatorische Flexibilität: Wir können nicht alles im Vorhinein regulieren. Zukunft bedeutet immer Risiko. Wir müssen dafür sorgen, dass unser Staat und seine Verwaltungen nicht nur effizienter, sondern auch innovationsfreundlicher werden. Innovationen müssen stärker als Chance und nicht primär als Risiko betrachtet werden. In der öffentlichen Debatte über Künstliche Intelligenz stehen beispielsweise oft Ängste und Risiken im Vordergrund. Zu selten geht es um die Chancen, die diese Technologien bieten. Selbstverständlich müssen rechtliche und ethische Fragen, etwa zum Datenschutz, ernst genommen werden. Aber sie dürfen Innovationen nicht grundsätzlich ausbremsen. Beispiel: Aufgrund von Datenschutz-Bedenken dürfen Forscher in Deutschland bei manchen Projekten nicht mit ChatGPT arbeiten, sondern müssen auf alternative KI-Angebote zurückgreifen. Ein klarer Standortnachteil.
Welche Rolle müssten die Schulen spielen?
Die Vermittlung der Fähigkeiten, Innovationen zu generieren, sollte stärker in die schulische Ausbildung einfließen. Ein Beispiel: Divergentes Denken als Meta-Fähigkeit sowie die Anwendung entsprechender Kreativitätstechniken ließen sich einfach und spannend in den Schulunterricht integrieren. Auch Innovationsmanagement lässt sich praxisnah vermitteln.
Welche Faktoren sind unternehmensintern zentral, wenn es um Innovationskraft geht?
Die wichtigsten internen Erfolgsfaktoren sind aus meiner Erfahrung eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur mit flachen Hierarchien, diversen Teams und begeisterten Mitarbeitern.
Könnten Sie diese Punkte näher erläutern?
Natürlich. Die Unternehmenskultur sollte geprägt sein von Vertrauen, Offenheit und einer hohen Fehlertoleranz. Echte Innovation entsteht nur dort, wo Fehler nicht gefürchtet werden. Es braucht Freiheiten und Gestaltungsräume, in denen Mitarbeiter eigenständig denken und handeln können. Flache Hierarchien und eine offene Diskussionskultur erleichtern den Austausch und fördern schnelle Entscheidungen. Ebenso wichtig sind gezielte Innovationsanreize, etwa in Form von variablen Vergütungen oder Ideenwettbewerben, die nicht nur Erfolg, sondern auch Mut und Kreativität belohnen. Divers aufgestellte Teams fördern innovatives Denken und führen nachweislich zu besseren und kreativeren Ergebnissen als homogene Gruppen. Und schließlich gilt: Es braucht begeisterte Mitarbeiter, die für „ihre“ Innovation brennen und bereit sind, zu kämpfen. Doch das gelingt nur, wenn die Unternehmenskultur die erforderlichen Freiräume bietet.
Was sind die größten Hürden für die Umsetzbarkeit von guten Ideen?
Die größten Hürden sind zunächst meist nicht in der Natur der Idee begründet, sondern in einer innovationsfeindlichen Unternehmenskultur. Risikovermeidung bis hin zur Angstkultur und eine mangelnde Unterstützung durch die Führungskräfte führen häufig zum Sterben von Ideen, bevor sie überhaupt umgesetzt wurden. Eine weitere Schwäche bilden die unzureichenden Digitalisierungsfähigkeiten vieler Unternehmen. Außerhalb der Unternehmen stellen die überbordenden Regulierungen und eine langsame, weil unzureichend digitalisierte Bürokratie ein Hemmnis dar. Viele wirtschaftlich relevante staatliche Prozesse sind zu langsam. Hier könnten wir von anderen Ländern lernen: Unternehmensgründungen und -anmeldungen funktionieren in Australien beispielsweise online und deutlich schneller als bei uns.
Nach wie vor befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer schwierigen Lage. Sollten Unternehmen auch in Zeiten wie diesen in Innovationen investieren?
Klar – gerade in diesen Zeiten! Noch einmal: Innovationen sind für viele Industrien der Treibstoff ihres Erfolgs. Daher ist es entscheidend, nicht stehenzubleiben. Unternehmen, die nicht in Innovationen investieren, riskieren langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit und laufen Gefahr, vom Markt verdrängt zu werden.
Das Gespräch führte Daniel Boss