Neustart eines Traditionsbetriebs - Neues Leben nach Übernahme

Nach einem Insolvenzverfahren stellt sich eine neue Unternehmergeneration an die Spitze des Solinger Familienbetriebs Borkott GmbH. Ömer Ünsal, der mit dem Betrieb groß geworden ist, erzählt, wie er und sein Team den alten Glanz zurückholen.

Ob Messer in hochmodernen Küchenmaschinen oder Verschlusselemente an Fahrradtaschen – in den Werkstatthallen des Solinger Spezialisten für Metall- und Kunststoffverarbeitung Borkott lässt sich schnell vergegenwärtigen, wie viel Know-how in den alltäglichsten Dingen stecken kann. Der über 70 Jahre alte Familienbetrieb, der anfangs vorwiegend Werkzeug herstellte, legte sich auf Stanztechnik und Kunststoffspritzguss fest. Sein Leistungsspektrum: von Engineering und Proto­typenfertigung bis hin zum fertigen Endprodukt. Damit deckte das Unternehmen den Bedarf an Bauteilen und kleinen Baugruppen für namhafte Industriekunden aus der Schneidwaren-, Werkzeug-, Medizintechnik- und Konsumindustrie im Bergischen und darüber hinaus. Seit März 2025 durchlief die Borkott GmbH ein Insolvenzverfahren, nachdem sie schon in den Jahren zuvor mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Als Investor trat ein junges Unternehmertrio ans Ruder, das die 28-köpfige Belegschaft übernommen und unter der Firmierung Borkott Industries GmbH Kurs auf Erfolgszahlen genommen hat.

Die neue Geschäftsführung bilden der studierte Wirtschaftswissenschaftler Ömer Ünsal (36) und die Brüder Turan und Zülküf Yagir (31), die sowohl Borkott als auch einander seit den Kindheitstagen kennen. Die gebürtigen Solinger bündeln verschiedene Erfahrungen und Kompetenzen: Zülküf und Turan, deren Vater Muhtat Yagir seit dem Jahr 2000 die Geschicke des Unternehmens für Dreh- und Frästechnik Alfred Buntenbach leitet, kommen aus der Industrie. Ömer Ünsal ist Vollblutunternehmer und machte seine Eventagentur „Endless Event GmbH” in zehn Jahren zu einem führenden Veranstalter für große Hochzeitsfeiern in Solingen und Umgebung. Und dennoch fühlt er sich im schlichten Ambiente der 4.500 Quadratmeter großen Werkstatthallen sehr vertraut: „In der Montageabteilung hatte ich den allerersten Arbeitstag meines Lebens und habe neben der Schule hier gearbeitet.” So lernte Ünsal damals die Gründerfamilie und Teile der Belegschaft kennen, für die er mehr als 20 Jahre später die Verantwortung übernommen hat.

Die Betriebssanierung machten Ünsal und Yagir zur Chefsache und wenn es sein musste, auch mit Schrubber in der Hand. „Wir sind zu dritt, die Mitarbeiter ziehen an. Sie sind sehr motiviert und wollen, dass es mit der Firma nach vorne geht.” So führte das Trio zu Beginn versetzte Pausen ein, um dem Materialverlust beim Ausspritzen und Anspritzen von Kautschuk vorzubeugen. „Man muss sich Gedanken machen, wie man es besser machen kann, täglich vor Ort aktiv sein”, erzählen die Unternehmer.

Mehr als alles andere wissen die neuen Chefs den Erfahrungsschatz ihrer Mitarbeiter zu schätzen: Alte Hasen werden beim Reformkurs mitgenommen, zuvor ausgestiegene Mitarbeiter mit über 40 Jahren Branchenerfahrung als Berater zurückgeholt. „Wir haben die richtigen Leute wieder an die richtigen Plätze gesetzt. Ich kann mir ihre Erfahrung nicht kaufen, nur aktiv von ihnen lernen”, sagt Ünsal mit Bewunderung. Wenn die Auftragslage wieder anzieht, stehen Neueinstellungen auf dem Plan, um den Generationentransfer sicherzustellen.

Konsequent entgegen dem Motto „Es wurde schon immer so gemacht”, heißt es für die neue Geschäftsführung gleichzeitig, neue Kooperationen zu beginnen. „Wir haben von A bis Z alles auf links gedreht: Kosten, ISO-Zertifizierung und Arbeitsabläufe”, zählt Ömer Ünsel auf. „Sie müssen das, was Sie machen, leidenschaftlich machen, es gibt keine halben Sachen. Für uns gibt es nur einen Plan A: Die Firma Borkott wieder zum alten Glanz zu führen. ‚Made in Solingen‘ soll wieder Kraft bekommen.”

Text: Evgenia Gavrilowa

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