Seit 125 Jahren von Remscheid aus in die Welt - Werkzeug für Macher
Matador zählt zu den Pionieren der deutschen Werkzeugindustrie. 1900 von Heinrich Kissling und Heiner Schumacher gegründet, gehört das Unternehmen heute zu den führenden Herstellern hochwertiger Handwerkzeuge.
Auf welche Werkzeuge verließ sich das Mechaniker-Team der spanischen Rennfahrerin Cristina Gutiérrez, als sie 2024 die Challenger-Klasse der „Rallye Dakar“ gewann? Auf die gleichen Produkte wie auch viele Berufsmechaniker und Fahrer von Oldtimer-Autos.
Rund 4.000 verschiedene Schraubenschlüssel, Steckschlüssel, Drehmoment- und Druckluftwerkzeuge sowie zahlreiche Werkzeugmodule zählen zum Portfolio der Firma Matador aus Remscheid. „Unsere Werkzeuge stehen für kompromisslose Zuverlässigkeit“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Peter Kissling stolz. „Auch deshalb sind wir für viele Oldtimer-Besitzer ein ‚must have‘, ebenso für professionelle Anwender, egal ob in der Werkstatt, bei einem Offroad-Rennen oder auch beim polnischen Militär.“ Er war es, der eine Neuausrichtung hin zu einer stärkeren Markenorientierung anstieß, als er 2002 das Unternehmen übernahm, das sein Urgroßvater mitgegründet hatte und sein Vater erfolgreich über 40 Jahre führte.
„Wir waren damals fast ausschließlich als Erstlieferant der Automobilindustrie bekannt“, erklärt er. „Vor allem haben wir bis in die 1990er Jahre zahlreiche Bordwerkzeuge für Automobilhersteller gefertigt. Heute findet man zum Beispiel in jedem Mercedes-Oldtimer Matador-Werkzeuge an Bord.“ Nach wie vor setzen die Werkstätten der großen Automobilhersteller auf Matador-Werkzeug, meistens im Bereich der Spezialwerkzeuge. Doch auch im Handel findet man die Marke, etwa in den Fachzentren der DIY-Kette Bauhaus, wo ein Kernsortiment von circa 400 Produkten in der so genannten „Kompetenzwand“ präsentiert wird, die an allen Standorten gleich aussieht. „Das ist ein echtes Markenerlebnis und deckt im Bereich Schraubwerkzeuge alles ab – so etwas wie der Altar für den Fachmann“, sagt Peter Kissling.
„Be a Matador“ lautet der Slogan des bergischen Unternehmens, das 1900 mit der Herstellung von Zangen, Hämmern, Steckschlüsseln und Fahrradwerkzeugen begann, gefertigt auf zwei wasserbetriebenen Schmiedehämmern im Remscheider Morsbachtal. 1919 kamen die ersten Hebel-Umschaltknarren dazu, ein Meilenstein, der unter anderem die Innovationskraft des Unternehmens, das heute in über 70 Länder exportiert, unterstreicht. Das Image, das Peter Kissling transportieren möchte, ist, dass seine Produkte von „Machern“ angewendet werden, von den modernen Helden des Alltags, die in Profi-Werkstätten oder der eigenen Garage schrauben. „Das sind Menschen, die neben Qualität und Funktionalität auch das Besondere zu schätzen wissen“, sagt der Diplom-Kaufmann. „Sie stehen für das ein, was sie tun.“
Vor rund sechs Jahren etablierte er den Namen „Men’s Kitchen“ für ein mehrteiliges Werkbanksystem aus Schubladenschränken, das für „Schrauber“ keine Wünsche offenlässt. „Der Name polarisiert, aber genau das wollten wir“, sagt Peter Kissling mit einem Schmunzeln. „Das Feedback war überwältigend – von Männern und Frauen gleichermaßen. Am Ende des Tages geht es um ein Lebensgefühl. Wir richten uns an Individualisten, wir sind kein Mainstream.“ Auch sein 55-köpfiges Team in Remscheid lebt diese Philosophie. „Bei uns zählt der Mensch, nicht der Lebenslauf. Hauptsache man passt als Typ. Wir setzen auf authentische Menschen mit Profil“, sagt Peter Kissling. Viele Mitarbeitende sind seit Jahrzehnten dabei – einer sogar seit 52 Jahren, nun als Mini-Jobber.
Nicht mehr alle Produkte entstehen heute in Remscheid, wo sich vor allem die hochspezialisierte CNC-Fertigung für Knarren und Spezialwerkzeuge befindet. Nach den präzisen Zeichnungsvorgaben, die sein Team erstellt, produzieren auch langjährige Vertragslieferanten aus der Region sowie internationale Partner die benötigte Qualität. So sieht Peter Kissling, der zuvor mehrere Jahre als Unternehmensberater tätig war, Matador gut aufgestellt für die kommenden Jahre: „Ein Selbstläufer wird das im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld nicht. Aber es ergeben sich immer wieder neue Chancen – und die muss man dann auch nutzen.“
Text: Liane Rapp