Kunst aus Wuppertal - Kreativ mit Ton und Edelstahl
Die Bildhauerin Beate Schroedl-Baurmeister lebt seit 1988 in Wuppertal. Seit 2003 wird ihre Skulptur „Schwung“ an die Preisträger des Wuppertaler Wirtschaftspreises überreicht, im selben Jahr wurde sie auf der Biennale in Florenz für ihre Kunst ausgezeichnet.
Wann sind Sie Ihre ersten Schritte in die Kunst gegangen?
In der Schule wurde ich im Kunstunterricht sehr gefördert. Ich bekam dort meine erste Solo-Ausstellung von Zeichnungen.
Sie sind 1988 nach Wuppertal gekommen. Wie kam es dazu?
Ich studierte Bildhauerei zunächst in Stuttgart, dann in Berlin. Dort lernte ich meinen Mann kennen. Dieser bekam einen Ruf als Forschungsleiter in der Medizintechnik eines Wuppertaler Unternehmens. Ich baute dann in Wuppertal mein eigenes Atelier mit einer Metallwerkstatt auf und konzentrierte mich auf die Entwicklung meines künstlerischen Profils.
Was steht im Mittelpunkt Ihrer Arbeit?
Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht der Raum. Das kann der private oder öffentliche Raum sein.
Und was inspiriert Sie?
Die Werkreihe Aspekte der Natur war zum Beispiel inspiriert von Grashalmen am Wegesrand. Ich war verzaubert von der Schönheit der Formensprache.
Was würden Sie sagen: Was macht Ihre Kunst besonders?
In meiner Kunst spiele ich mit den Elementen der Reduktion und Verdichtung.
Sie arbeiten nicht nur mit Keramik, sondern auch mit Edelstahl. Wie kam es dazu?
Beide Materialien benutze ich gerne parallel. Der Ton fordert mehr das Emotionale und der Stahl mehr das Rationale.
Woran arbeiten Sie derzeit? Und haben Sie ein Herzstück bei Ihren Arbeiten?
Ich entwickle derzeit eine Installation für die nächste Art-Biennale in Venedig 2026. Ein Herzstück ist sicherlich die Skulptur „Momentum“. Sie wanderte in Wuppertal an vier verschiedene Ausstellungsorte und wurde zur Art-Biennale Venedig 2024 ausgesucht.
Was war der größte Erfolg Ihrer Kunst? War das die Biennale?
Aktuell freue ich mich über die Aufstellung der Skulptur Verve, 610cm hoch, am Ufer der Genfer Sees. Die Eröffnung war am 28. August.
Was empfinden Sie, wenn Sie an Ihre Heimat denken? Was schätzen Sie an ihr und den Menschen hier?
Heimat ist da, wo meine Freunde sind. Ich schätze die Offenheit und den Humor.
Sie gestalten seit 2003 den Wuppertaler Wirtschaftspreis. Ein Zeichen der Verwurzelung mit Ihrer neuen Heimat?
Themen wie Tanz waren lange Schwerpunkt meiner Werkreihen. Aus dieser wählte eine Jury des Stadtmarketings die Skulptur „Schwung“ als Wirtschaftspreis aus. Diese Arbeit steht inzwischen in mehr als sechzig Unternehmen und Institutionen Wuppertals. Da kann man, glaube ich, von Verwurzelung sprechen. Durch den Wirtschaftspreis werden Unternehmer und innovative Menschen sichtbar gemacht. Ob Newcomer oder alte Hasen, Menschen aus den unterschiedlichsten Rubriken werden ausgezeichnet.
Was gefällt Ihnen im Bergischen besonders gut?
Das industrielle Erbe des Bergischen Landes und das viele „Grün“. Es ist diese Mischung aus Kunst und Industrie, die ich besonders spannend finde. Früher war Berlin für mich die Spitze, was Kunst und Kultur betrifft. Als ich die ersten Touren machte, wurde ich schnell ganz kleinlaut. In dieser Region gibt es eine Dichte von Ausstellungen auf internationalem Niveau. Alles nah beieinander und gut erreichbar. Ich gehe hier gerne auf Streiftouren und Entdeckungsreisen.
Haben Sie am Ende noch einen Geheimtipp im Bergischen?
Die Kunstateliers der freien Kunstszene.
Das Gespräch führte Desirée Brünger