In zwölf Jahren an die nationale Spitze - Erstklassige Kampfkunst
Das Judo-Team des Remscheider TV wurde erst 2012 gegründet und gewann im Jahr 2024 den deutschen Meistertitel. In diesem Jahr veranstaltete der Verein das Mannschaftsfinale in der Wuppertaler Uni-Halle.
Wer in zwölf Jahren sein Team von der 2. Bezirksklasse in die Bundesliga führt, der muss wohl „ein bisschen verrückt“ sein und bisweilen auch mit der sportlichen Etikette – innerhalb des zulässigen Rahmens – brechen. Dieses Motto hatte sich Cedric Pick, Manager des RTV-Judoteams gesetzt, als er 2012 mit der Judoabteilung des Remscheider Turnvereins von 1861 (RTV) in den Wettkampfbetrieb einstieg – und sich das Team zwölf Jahre später den deutschen Meistertitel sicherte. Eine sportliche Erfolgsgeschichte, die den Judoka aus dem Bergischen überregionale Aufmerksamkeit beschert hat.
Pick, selbst Schwarzgurtträger (1. Dan) im Judo und in seinem Hauptberuf als Moderator und Journalist tätig, weiß, dass sein Einsatz für die heimischen Judoka schon „etwas speziell“ ist. Dass er 2012 die Bundesliga als Ziel herausgegeben hatte, konnte wahlweise als Größenwahn oder Realitätsverzerrung wahrgenommen werden. Dabei habe sich das Team eher am Motto „Der Weg ist das Ziel“ orientiert. Die Entwicklung des Teams sei „wie ein Marathon“, sagt der 38-jährige Manager. Man konzentriere sich immer nur auf die nächste Etappe. Zugleich wird bei den Wettkämpfen der Event-Charakter betont – Klatschpappen, Trommeln und lautstarkes Anfeuern der Zuschauer für das eigene Team sollen für mehr öffentliche Aufmerksamkeit in einer sonst randständig wahrgenommenen Sportart sorgen.
Ein Jahresetat von etwa 110.000 Euro steht dem Judo-Team dabei zur Verfügung. Unterstützung leisten etwa 30 Partner und Sponsoren. Man habe bislang immer so gewirtschaftet, dass man in der Jahresbilanz auf eine schwarze Null komme, betont Pick. Etwa 20 Stunden sei er pro Woche im Durchschnitt ehrenamtlich im Einsatz. Zum Glück gebe es im Verein mittlerweile auch rund 30 Leute, die die Aktivitäten der Judoka des RTV unterstützten – das „Prinzip der vielen Schultern“ erleichtere ihm die Arbeit deutlich.
Zum Team der Remscheider gehören etwa 30 Leute – zehn bis elf Athleten treten bei den Mannschaftswettkämpfen an. „Wir haben elf verschiedene Nationen im Team – bei den Wettkämpfen dürfen aber nur vier Nicht-Deutsche unter den 14 Athleten sein“, erklärt Pick. Zum Team gehören einige der bekanntesten Kämpfer der internationalen Judo-Elite: unter anderem Shamil Borchashvili (Olympiadritter 2021), Bogdan Iadov (Europameister 2022) oder Dilshot Khalmatov (Vize-Europameister 2023). Für die Athleten gibt es Prämien, die deutschen Teilnehmer sind in der Regel bei Bundeswehr, Bundespolizei oder dem Zoll beschäftigt und können ihren Sport deshalb als Profis betreiben. Trainiert wird im Olympia-Stützpunkt in Köln – nahe dem Müngersdorfer Stadion.
Auf Initiative des RTV, der seine Heimkämpfe sonst in der Sporthalle West in Remscheid austrägt, fand am letzten Oktober-Wochenende das Finale um den Titel des deutschen Mannschaftsmeisters in der Uni-Halle Wuppertal statt. Rund 2.500 Menschen fanden sich ein, um das Finale zischen den jeweils vier besten Mannschaften der Frauen und Männer zu verfolgen. Für Pick ist die Veranstaltung in der Nachbarstadt auch ein Beleg dafür, dass sich der RTV als „Bergische Sportmarke“ versteht.
Er sei „sehr zufrieden mit der Resonanz“ beim Finale, sagt Johannes Karsch vom Vorstand des Deutschen Judo-Bundes (DJB). Für den Erfolgsweg der Remscheider ist der Verbandsvertreter voll des Lobes. Die Remscheider hätten sich einen „klaren Plan“ vorgegeben und ihn dann konsequent verfolgt. Das sei ein Novum in der Szene. Ein Grund für den sportlichen Erfolg sei auch das „extrem professionelle Management“ im Verein. Und auch sportlich läuft es für die Remscheider rund – auch wenn die Titelverteidigung in diesem Jahr nicht geschafft wird. Beim Wettkampf in der Uni-Halle erreichen die Judoka des RTV zwar erneut das Finale. Dort unterliegen sie der Mannschaft des UJKC Potsdam allerdings mit 8:6.
Text: Michael Bosse