Erfinder des Kulturkindergartens - Bildung durch Musik
Björn Krüger ist Schlagzeuger bei Uncle Ho, Künstlerischer Leiter des Wuppertaler Kulturkindergartens, Teil der Barmer Küchenoper und Träger des Springmann-Preises 2025.
Was bedeutet Ihnen der Springmann-Preis und die Sichtbarkeit dadurch?
Für mich war der Einstieg in die Kultur über die Bands. Und deswegen ist es einfach schön, durch den Preis gezeigt zu bekommen, es wird gesehen, was man gemacht hat, was man vielleicht in der Stadt auch bewegt hat. Der Springmann-Preis zeigt, welche Vielfalt in der Kultur der Stadt herrscht.
Der Kulturkindergarten war Ihre Idee – wie ist das Konzept?
20 Jahre lang habe ich musikpädagogische Projekte mit Jugendlichen gemacht und dann an der Akademie Remscheid den Musikpädagogen. Irgendwann dachte ich: Man müsste noch viel früher anfangen, damit dieser Funk noch besser zünden kann. Kinder sollen früh die Möglichkeit bekommen, sich musikalisch, künstlerisch, tänzerisch und theatralisch auszuprobieren. Außerdem ist es Teil des Konzepts, die Kinder zu mischen: Kinder aus sozial schwachen Familien und aus Mittelstandsfamilien. Und die Kinder sollen viel Mitspracherecht haben und alles soll sehr inklusiv sein, im Sinne von Armutsprävention und Chancengleichheit.
Wie wurde aus der Idee eine Einrichtung?
2012 habe ich ein Konzept geschrieben gemeinsam mit meiner Frau und zwei Freundinnen, die Erzieherinnen sind. Das habe ich dann dem Sozialdezernenten vorgestellt. Er fand es gut, aber ich wollte den Kulturkindergarten unbedingt hier an der Mirke haben, und damals wurden hier keine Kitaplätze benötigt. Damit war die Idee erstmal vom Tisch. Ein paar Jahre später war der Bedarf dann da. Das Jugend- und Begegnungszentrum „Alte Feuerwache“ war Feuer und Flamme, weil es für die eine super Ergänzung ihres Angebots war. Und auch Proviel, ein sozialer Träger, der Menschen mit psychischen Erkrankungen begleitet, war sofort dabei. Die beiden übernahmen die gemeinsame Trägerschaft.
Sie waren als Musiker tätig, machten mit Mitte 40 eine Ausbildung zum Erzieher und arbeiten jetzt im Kulturkindergarten. Was schätzen Sie an der Arbeit mit Kindern?
Das ist ein großer Schritt gewesen. Am Anfang war ich einmal die Woche im Kindergarten, als freiberuflicher Musiker, und das hat großen Spaß gemacht. Dann habe ich mich gefragt: Kann ich nicht jeden Tag hier sein? Die Leiterin Astrid Ippig hat dann vorgeschlagen, dass ich die externe Prüfung zum Erzieher mache. Da ich so viel pädagogische Vorerfahrung hatte, musste ich nur das Anerkennungspraktikum machen, bin dafür auch zur Berufsschule gegangen. Und das hat richtig Spaß gemacht. Jetzt bin ich jeden Tag gerne hier und freue mich, die Kinder und ihre Familien zu begleiten.
Stehen Sie selbst auch noch als Schlagzeuger auf der Bühne?
Ja, tatsächlich. Wir sind eine Schülerband, die vergessen hat, sich aufzulösen. Es gab Zeiten, da habe ich 100 Konzerte im Jahr gespielt. Diese Zeiten vermisse ich nicht. Aber immer mal wieder auf der Bühne stehen mit Uncle Ho macht total Spaß. In Wuppertal ist das auch wie Klassentreffen, dann kommen 700 Leute, und die Energie, die wir von der Bühne runtergeben, kommt voll zurück.
Haben Sie Pläne für die nächste Zeit?
Mit Dörte aus Heckinghausen, mit der ich in der Figur des Alexander Löwenherz in der Barmer Küchenoper aufgetreten bin, gibt es am 10. Januar die „Dörte & Alexander Show“. Wir werfen mit Talkgästen und viel Musik einen hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft und auf Wuppertal.
Was gefällt Ihnen im Bergischen besonders gut?
Ich habe das Bergische Land tatsächlich immer als einen riesigen Möglichkeitsraum erlebt. Es war als Musiker ein perfekter Standort mitten in Deutschland. Aber hier kann man auch Ideen umsetzen, findet Unterstützer. Eine Idee wie der Kulturkindergarten wäre in anderen Städten gar nicht möglich gewesen.
Was ist Ihr Geheimtipp im Bergischen?
Die Insel über dem Café Ada in Elberfeld ist ein wunderbarer Ort, getragen vom Engagement der Leute, die sich dort alle ehrenamtlich engagieren. Da finden tolle Veranstaltungen statt.
Das Gespräch führte Tanja Heil.