Was das Bergische in Hamburg zeigte - Kreisläufe für mehr Resilienz
In Hamburg diskutierte Stephan A. Vogelskamp mit Expertinnen und Experten darüber, wie Regionen unabhängiger werden können. Mit Beispielen aus dem Bergischen zeigte er, wie regionale Kreisläufe entstehen und Unternehmen davon profitieren.
Die vergangenen Jahre haben den Betrieben im Bergischen Städtedreieck viel abverlangt – und die Lage hat sich für viele nicht grundlegend verändert. Lieferengpässe, volatile Preise und Unsicherheiten in den Beschaffungsprozessen prägen den Alltag weiterhin. Vor diesem Hintergrund wird deutlicher denn je, wie verletzlich industrielle Strukturen bleiben, wenn Materialien und Wertschöpfung fast ausschließlich global organisiert sind.
Genau darüber sprach Stephan A. Vogelskamp, Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (BSWG), beim Circular Talk der Fab City Hamburg. Er beschrieb Kreislaufwirtschaft nicht als Vision, sondern als wirtschaftliche Konsequenz. „Kreisläufe entstehen dort, wo Unternehmen Kontrolle zurückgewinnen wollen“, sagte er. Gemeint ist: Alternativen zu globalen Abhängigkeiten schaffen, Materialien länger nutzbar halten, Wertschöpfung dort sichern, wo sie gebraucht wird.
Um das greifbar zu machen, stellte Vogelskamp mehrere Projekte aus dem Bergischen Städtedreieck vor. Eines davon ist das Urban Mining im Klinikum Solingen.
Bevor Gebäude zurückgebaut werden, werden Materialien und Bauteile systematisch erfasst, ausgebaut und erneut verwendet. Was früher Entsorgungskosten verursachte, wird heute zur Ressource und zum stabilen Element regionaler Versorgung.
Auch ein regionaler Textilkreislauf, der vorhandene Kompetenz in Material- und Produktentwicklung wieder bündelt, so-wie digitale Ansätze für effizientere und kürzere Lebensmittelströme gehörten zu den Beispielen, die Vogelskamp in Hamburg erläuterte. Sie zeigen, wie Kreislaufprozesse entstehen können, wenn Kommunen, Betriebe und Wissensakteure gemeinsam an Strukturen arbeiten, die Störungen abfedern.
Der übergeordnete Rahmen ist die FAB.Region Bergisches Städtedreieck („Fab“ steht für Fabrication). Sie überträgt den internationalen Fab-City-Ansatz – regionale Produktion, digitale Unterstützung, effiziente Ressourcennutzung – erstmals auf eine komplette Region.
Für die Region ist das nicht bloß ein Innovationsschwerpunkt. Die Chip-Krise hat gezeigt, wie teuer Abhängigkeit wird – und wie sehr Betriebe davon profitieren, wenn sie auf lokale Strukturen zurückgreifen können. Vogelskamp formulierte es in Hamburg so: „Resilienz ist kein Zustand. Sie entsteht, wenn Regionen anfangen, ihre eigenen Kreisläufe ernst zu nehmen.“
Text: Janina Zogass