PV-Anlage - Stromüberschuss
Die Berger Gruppe bezieht den Strom für die Produktion ihrer Maschinen über eine der größten Photovoltaikanlagen im Bergischen Land. Berger-Geschäftsführer Dr. Andreas Groß sowie Projektleiter Tobias Rath im Interview.
Dr. Groß, andere Unternehmen klagen über die hohen Energiepreise, Sie können trotz umfang-reicher Fertigung sogar noch überschüssigen Strom aus Ihrer neuen Photovoltaikanlage in das WSW-Netz einspeisen. Wie ist das möglich?
Dr. Andreas Groß: Wir hatten mit einer Dachfläche von rund 6.000 Quadratmetern verteilt auf mehrere Hallen ein enormes Potenzial. So konnten knapp 1.800 Paneele verbaut werden. Die Anlage hat eine Gesamtleistung von 700 Kilowatt-Peak und erzeugt 540.000 Kilowattstunden pro Jahr. Davon verbrauchen wir 210.000 Kilowattstunden. Den Rest können wir zurückspeisen. Wir sind zu 48 Prozent autark.
Sie müssen also den restlichen Strom hinzukaufen?
Andreas Groß: Die Sonne scheint schließlich nicht das ganze Jahr und wir produzieren auch nachts. Im Sommer gibt es aber viele Tage, an denen die Fertigung komplett über die Photovol-taik läuft und wir erhebliche Überschüsse erzielen. Im Jahresdurchschnitt können wir so 330.000 Kilowattstunden zurückspeisen, womit etwa 100 Haushalte mit Ökostrom versorgt werden.
Wie hoch waren die Investitionskosten?
Andreas Groß: Wir haben inklusive einer neuen Trafostation rund 1,2 Millionen Euro investiert. Die Kaufentscheidung fiel vor dem Ukraine-Krieg, als Energie noch günstig war. Wir sind von einem Return on Investment von etwa elf Jahren ausgegangen. Dieser Zeitraum hat sich durch die gestiegenen Strompreise deutlich verkürzt. Die Investition war wirtschaftlich sinnvoll und ist gut für die Umwelt. Ich kann kein Unternehmen verstehen, das diese Option nicht zumindest prüft.
Die Berger Gruppe war sehr stark von der Hochwasserkatastrophe vor zwei Jahren betroffen. Andere Unternehmen in Ihrer Situation hätten ein solch aufwändiges Photovoltaik-Projekt wahrscheinlich erstmal aufgeschoben.
Andreas Groß: Wir hatten tatsächlich Schäden in Millionenhöhe. Das hat aber nicht zu Resigna-tion, sondern im Gegenteil zu einem Push-Gefühl geführt. Aus dieser Haltung heraus entstand auch der Gedanke, etwas für die Umwelt tun zu müssen. Darum haben wir ein Nachhaltig-keitsteam bestehend aus jungen Ingenieuren und Technikern ins Leben gerufen, zu denen auch unser Konstruktions- und Projektleiter Tobias Rath gehört. Tobias Rath: Das Thema erneuerbare Energien hat mich bereits während meines Studiums be-schäftigt und die konkrete Planung einer Photovoltaikanlage dieser Größe sehr gereizt. Bei den ersten Strategiemeetings war eine echte Aufbruchsstimmung spürbar.
Was waren die Herausforderungen?
Tobias Rath: Ganz klar die Bürokratie. Ab einer Leistung von 135 Kilowatt-Peak ist ein Anlagen-zertifikat erforderlich. Die Wartezeit dafür beträgt ein Jahr, weil es in den Behörden nicht ge-nügend Leute gibt. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens kamen hunderte von E-Mails zu-sammen. Andreas Groß: Hier ist die Politik gefragt. Das Personal bei den zuständigen Stellen muss dringend aufgestockt werden.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit den Wuppertaler Stadtwerken?
Andreas Groß: Die WSW haben uns bereits beim Hochwasser super unterstützt und auch die Einspeisung in den Talmarkt ist unkompliziert. Es gibt feste Laufzeiten und Vergütungen, so dass alles gut planbar ist.
Sind weitere Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit geplant?
Andreas Groß: Wir möchten 26 Wallboxen installieren und einen eigenen Fuhrpark anschließen. Auch unsere Beschäftigten können zum vergünstigten Preis laden. Ich freue mich schon darauf, mit unserem eigenen Ökostrom in den Urlaub zu fahren.
Das Gespräch führte Eike Birkmeier.