Familienbetrieb - Muttern für alle Fälle

Die Karl Limbach & Cie. GmbH & Co. KG mit Sitz in Solingen ist weltweit bekannt für ihre speziellen Limbach-Muttern. Diese kommen in der Industrie bei den unterschiedlichsten Produktionsprozessen zum Einsatz – und das seit 125 Jahren.

Hier zischt und stampft es noch wie früher. Die Hallen der Limbach Metallwarenfabrik zeugen von der langen Tradition des mittelständischen Familienbetriebs. Hier läuft die Produktion mit Stanzen und Pressen auf Hochtouren. Im Sekundentakt werden Muttern aller Art ausgeworfen. Die Maschinen sind teils schon mehr als ein halbes Jahrhundert alt, arbeiten immer noch zuverlässig und präzise.

„Wir nutzen eine erprobte Technik, die regelmäßig komplett überarbeitet wird, so dass alles auf dem neuesten Stand ist. Außerdem verfügen wir über einen modernen Maschinenpark“, erläutert Geschäftsführer Martin Limbach. Er leitet das Unternehmen seit den 1990er Jahren in der dritten Generation gleichberechtigt mit seinem Cousin Karl-Heinz Limbach. Dessen Sohn Karl-Michael Limbach ist in der vierten Generation für den Vertrieb verantwortlich.

Die Firma mit rund 20 Beschäftigten produziert ausschließlich Muttern mit einer größeren Auflagefläche. Durch diesen sogenannten Flansch kann anders als bei klassischen Sechskantmuttern die Tragkraft besser verteilt werden. Mit nur zwei Muttern in einer Gewindestärke von M16 lässt sich etwa ein tonnenschweres Fertighausteil sicher bewegen. In der Branche sind die kleinen Alleskönner äußerst geschätzt und als Limbach-Muttern bekannt.

Die Herstellung erfolgt über ein Tiefziehverfahren in 15 bis 25 Arbeitsschritten. Dabei wird aufgerollter Bandstahl in der Maschine verarbeitet. „Hier fahren mehrere Stempel gleichzeitig herunter“, erläutert Karl-Heinz Limbach. Die Bearbeitung ist mit jedem Schritt feiner, am Ende wird das fertige Teil ausgestanzt. Mehrere Millionen Muttern verlassen monatlich das Werk in Solingen. „Der größte Absatzmarkt ist Deutschland, aber wir liefern in die ganze Welt, etwa für Schleifmaschinen in Israel“, sagt Karl-Michael Limbach.

Über 1.700 unterschiedliche Typen gehören zum Portfolio von Limbach. Besonders beliebt sind etwa Anschweiß- und Einschlagmuttern mit einer Gewindegröße von M4 bis M12. „Die kann man brauchen wie eine schwarze Hose“, sagt Martin Limbach. Unter anderem werden die Muttern in Möbeln und Fahrzeugteilen verbaut.

In seiner 125-jährigen Geschichte hat das Unternehmen viele Höhen und Tiefen erlebt. Die beiden Weltkriege machten der aufstrebenden Firma schwer zu schaffen, 1945 zerstörte eine Luftmine Teile des Betriebsgebäudes, die Familie stand vor den Trümmern ihrer Existenz. Mit gemeinsamen Anstrengungen und Willensstärke gelang es, die Produktion wieder hochzufahren. 1946 kam ein besonderer Auftrag aus den USA. Der Raketenforscher Wernher von Braun, der seit Kriegsende in den USA lebte, war auf das Solinger Unternehmen aufmerksam geworden. Die Limbach Muttern mit ihrem speziellen Verhältnis zwischen Krafteinleitung und Gewicht waren für den Raketenbau besonders gut geeignet. In den 70er Jahren lieferte Limbach Muttern für die Schraubstollen der Fußballweltmeister.

Die jüngsten Krisen hat das Unternehmen ebenfalls gemeistert. Die hohen Energiepreise und die Materialknappheit haben die Produktion allerdings verteuert. „Das müssen wir leider an unsere Endkunden weitergeben“, sagt Martin Limbach. Dafür wissen die belieferten Firmen, dass sie aus Solingen Muttern beziehen, die sonst auf dem Markt nicht zu finden sind. Dieser Weg der Spezialisierung hat sich gegen die billigere Konkurrenz aus Fernost bewährt und macht das Unternehmen zukunftsfähig.

Text: Eike Birkmeier

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