Vinyl: eine einzigartige Bindung - Aus Liebe zur Musik
Längst geht es nicht mehr nur um den Verkauf von Vinyl: Von 1998 bis heute hat sich die Cargo Records Musik Produktions- & Vertriebs GmbH zu einem weltweiten Dienstleister für unabhängige Labels und Künstler entwickelt.
Bescheiden und nahbar wirken Michael Schuster und Manuel Amian. Unaufgeregt, ab und an mit einem nostalgischen Lächeln, sprechen die beiden Geschäftsführer über das jüngste Vierteljahrhundert. Im April feierte die Cargo Records Musik Produktions- & Vertriebs GmbH aus Wuppertal 25. Geburtstag. Die Historie eines der mittlerweile wenigen unabhängigen Musikvertriebe, der international wirkt, ist voll von Meilensteinen, Anekdoten und einschneidenden Ereignissen – denn sie spiegelt zeitgleich die Entwicklung der gesamten Musikbranche.
Die Cargo-Ära beginnt noch etwas früher: 1989, als Michael Schuster aus Liebe zur Musik einen Plattenladen in seiner bayerischen Heimat eröffnete. Ein Jahr später betrieb er das Plattenlabel Subway. Nachdem er seinen Vertriebspartner verlor, übernahm Schuster den Job selbst und gründete 1998 Cargo Records Germany. „Sub Pop aus Seattle waren als Erste dabei. Bis sie unter anderem Nirvana unter Vertrag nahmen, waren sie ein kleines Underground-Label. Heute stellen wir für sie hier in Deutschland den kompletten Bedarf für den europäischen Handel her.“
Seit 1998 sitzt Cargo in Wuppertal und vertritt Newcomer- und Nischenlabels genauso wie etablierte Künstler und einflussreiche Labels: von Alternative Tentacles und Merge über Ghostly International und Voodoo Rhythm bis hin zu Pelagic, von Nirvana über Phoebe Bridgers bis Mando Diao. Der physische Vertrieb ist bis heute Kern des Jahres-Durchschnitts-Umsatzes von rund 17 Millionen Euro. Verantwortlich für diesen Bereich ist Manuel Amian, der 2000 ins Unternehmen und 2010 in die Geschäftsführung eintrat, während Schuster die strategische Leitung innehat.
„Von Tag eins an ist unser wichtigstes Format die Vinylschallplatte“, sagt Amian. „Sie war immer regulärer Bestandteil. In den 90ern kam die CD, und für die Major Labels wurde das Vinyl uninteressant.“ Cargo bemühte sich um die Rechte, brachte das Vinyl selbst heraus. „Wir haben zum Beispiel AC/DC, Beatsteaks und Santana lizensiert. Damals stammte jede fünfte verkaufte Platte von uns. Da unsere Logistik nicht in Wuppertal sitzt, sahen wir unsere Veröffentlichungen nur, wenn wir sie in unseren Plattenladen kommen ließen.“ Der ist seit der Pandemie nicht mehr für Publikum geöffnet, dennoch bis heute voller bunter Cover: Ambient. Alternative. Electronic. Jazz. Pop. Punk. Ein Paradies für Liebhaber, wie es die Chefs und ihr Team selbst sind. Amian: „Mit Platten beschäftigen sich die Leute anders, es ist eine spezielle Bindung. Das eröffnet uns viele Möglichkeiten: Sonderpressungen in verschiedenen Farben, Singles als Beilage, von den Interpreten signierte Karten. Unsere Produkte sind mit Liebe hergestellt und machen glücklich.“
Auch wenn sie an Amazon und Saturn lieferten, setzten sie nie ausschließlich auf die Großen, ergänzt Schuster. „Cargo ist organisch gewachsen. Wir haben mit den Jahren ein internationales Netzwerk aufgebaut und agieren als vollumfänglicher Boutique-Dienstleister“, sagt Schuster. So besteht das Cargo-Universum zusätzlich aus Label- und Produktmanagement, Herstellung, Produktion und Marketing von CD-, Vinyl- und Filmveröffentlichungen sowie Logistik und Sales. Die Prozesse rund um den Verkauf laufen über die 2019 gegründete 375 Media GmbH. Seit 2011 operiert die Cargo Digital Services GmbH als globaler Full-Service-Anbieter für digitale Veröffentlichungen über weltweit mehr als 450 Online-Plattformen wie Spotify und Deezer. „Unsere Partner suchen sich das Passende heraus“, sagt Schuster. „Das kann Support bei einer Veröffentlichung sein, von der limitierten Sonderpressung bis zum Top-10-Charts-Kandidaten – 2022 hatten wir zum Beispiel fast 100 Charts-Einträge von Top 3 bis Top 100. Das kann auch ein Interviewtag, eine Show sein, eine Einzelhandels- oder Marketingkampagne. Unsere Teams arbeiten Hand in Hand.“
Immer mit dabei: die Passion, die dazu führt, dass Musik in ihren unzähligen Facetten immer besonders bleibt. Für die Kundschaft genauso wie für die Dienstleistenden. Amian: „Wir sehen uns auch in Zukunft ganz nah an den Künstlern, Managern und deren Plattenfirmen. Diese Nische bleibt bestehen.“
Text: Tonia Sorrentino